Unser Weltbild ist zyklisch.

Tage, Jahre und auch Leben verlaufen in Kreisen. Die Natur verändert sich im Laufe eines Jahres, im Winter zieht sie ihre Fruchtbarkeit zurück und wird karg, nur um im Frühjahr umso verschwenderischer auszutreiben und neu zu erblühen. #

Wir versuchen ebenso, unser Leben und unsere Aktivitäten diesem Kreislauf anzupassen und die jeweils wirkenden Kräfte der Götter zu erkennen und aufzunehmen. In der Edda sind die entsprechenden Mythen des Jahreskreises enthalten.

Wir rufen die Gottheiten, aber auch die Disen, Naturgeister und die Ahnen an und verehren sie, opfern ihnen Blumen, Früchte oder Speisen und bitten sie um Hilfe und Beistand in unseren Angelegenheiten.

Durch die Runen erhalten wir auch Antworten auf unsere Fragen. Die Jahre reihen sich aneinander zu einem Leben, und der Mensch durchläuft in diesem Leben verschiedene Phasen der Reifung. Wir bieten für diese Übergänge in neue Lebensphasen rituelle Begleitung, beginnend mit der heidnischen Wasserweihe zur Geburt eines Kindes über Initiationsriten anlässlich der Aufnahme in die Erwachsenenwelt, später die Ausrichtung einer Hochzeitsfeier bis schließlich zum Bestattungsfest, bei dem sich der Kreis schließt und ein neuer begonnen wird. Die Feste können durch Priester unserer Gemeinschaft abgehalten werden, natürlich kann auch jeder Heide oder jede Heidin sie selbst durchführen und sich hierfür Rat bei uns holen. Die Feste finden im Freien statt, an Plätzen, die aufgrund ihrer Lage, unserer Empfindung und der Überlieferung als besonders kraftvoll gelten dürfen.

Viele Menschen unserer Zeit sind geistig-kulturell entwurzelt. Sie fühlen sich unsicher und wie ein Blatt im Wind, wissen nicht mehr, woher sie kommen und wohin sie ihr Weg führen soll. Sie kennen ihren Platz im Leben nicht, und ihr Dasein kommt ihnen, wenn nicht oberflächliche Aktivitäten und Konsum die Aufmerksamkeit binden, oft leer vor. Diese Entwurzelung führt häufig zu Unsicherheit und zur Angst vor allem Fremden oder, wenn diese Angst auf ein Ziel gerichtet wird, zu einem grundsätzlichen Misstrauen gegenüber Angehörigen anderer Kulturen und der übermäßigen Sorge, dass die eigene Kultur überfremdet wird. Und aus Angst erwächst ja leider oft Intoleranz und Aggression. Wer seine eigenen Wurzeln kennt und seine eigene Kultur pflegt, schöpft daraus die Kraft und das Selbstbewusstsein, auch andere Lebensweisen verstehen und anerkennen zu können und Vielfalt als eine Bereicherung des Alltags und nicht als eine Gefahr zu erleben. Aus diesem Grunde wird in der Heidnischen Gemeinschaft die Überlieferung gepflegt und gelehrt. Wenn der einzelne alte Kulturgüter kennen und den Reichtum seiner Kultur schätzen lernt, wird er in ihr den notwendigen Halt finden, und Toleranz kann entstehen. Der Mensch wird außerdem zu schöpferischer Tätigkeit angespornt und findet in ihr Freude und Bereicherung.

Die Heidnische Gemeinschaft fühlt sich der demokratischen Tradition verpflichtet. Bei unseren heidnischen Vorfahren gab es Thinge, Volksversammlungen, vom großen Stammesthing über kleinere Thingbereiche bis zum Dorfthing, das über die dörflichen Angelegenheiten beriet. Dort wurden Gesetze beraten und abgestimmt. Wo man an viele Götter glaubt, die sich auch untereinander abstimmen müssen, fällt es leicht, entsprechende demokratische Strukturen aufzubauen. Als Beispiele aus der Geschichte sind das heidnische Griechenland zu nennen, das zum Ursprung der Demokratie wurde und Islands Allthing, das aus der heidnischen Volksversammlung entstand und als das älteste Parlament der Welt gilt. Die Heidnische Gemeinschaft unterstützt die Forderung nach mehr Demokratie in allen Bereichen und distanziert sich von totalitären Obrigkeitssystemen. Jeder soll an allen Entscheidungen mitbeteiligt sein. Die Freiheit des Einzelnen ist ein hohes Gut und hört erst da auf, wo die Freiheit anderer eingeschränkt werden soll.

Auszug aus unserem Infoheft, das bei uns kostenlos zu erhalten ist.

Heidnische Gemeinschaft e.V.
Postfach 370 451
14134 Berlin

E-Mail: kontakt@heidnische-gemeinschaft.de
Internet: www.heidnische-gemeinschaft.de

Das Infoheft ist auch auf unserer Seite als PDF -Datei (siehe Link) erhältlich. Infoheft Naturreligion